Kommentar von Marc Felix Serrao, Berlin (NZZ)
«Merkel,
help!», fordern die Menschen, die an der griechischen Grenze stehen.
Doch die deutsche Kanzlerin kann nicht helfen. Sie hatte nie eine
Strategie für das, was auf ihr Geschäft mit dem türkischen Despoten
folgen sollte. Jetzt, im Spätherbst ihrer Kanzlerschaft, rächt sich das.
Wenn
Macht gleichbedeutend wäre mit Stille, dann wäre Angela Merkel immer
noch das, was ihre Bewunderer seit Jahren behaupten: die mächtigste Frau
der Welt. Seit Tagen spitzt sich die Lage an der türkisch-griechischen
Grenze zu. Doch Deutschlands Regierungschefin schweigt. Aus ihrer Partei
kommen Warnungen, die Politik der offenen Tür des Jahres 2015 auf
keinen Fall zu wiederholen. Doch Merkel schweigt. Die deutschen Grünen
fordern, die Menschen an der griechischen Grenze so schnell wie möglich
in der EU zu verteilen. Und Merkel schweigt.
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Merkel wusste schon 2008 wie man Deutschland politisch der Lächerlichkeit preisgibt
Es
gibt Aussagen der Bundeskanzlerin, denen man einfach nicht
widersprechen kann. Lässt sich besser zusammenfassen, wie sich
Deutschland lächerlich macht, als es Angela Merkel mit folgender
prophetischen Aussage getan hat?
"Im
Blick auf die Debatte in Deutschland über Klimaschutz und
Energiesicherheit sagte die Bundeskanzlerin unter dem Beifall eines
beträchtlichen Teils de Publikums, sie halte es für nicht sinnvoll, dass
ausgerechnet das Land mit den sichersten Atomkreftwerken die friedliche
Nutzung der Atomenergie einstelle. Auch den Protest gegen den Neubau
von Kohlekraftwerken hielt die Bundeskanzlerin für kontraproduktiv.
Es
sei viel mehr sinnvoll, alte duch neue Kohlekraftwerke mit höherem
Wirkungsgrad zu ersetzen und so eine geordneten Umstieg zu
schaffen.Deutschland mache sich lächerlich, wenn es
sich dadurch ein gutes Gewissen machen wolle, dass Atom- und
Kohlekraftwerke stillgelegt würden und gleichzeitig Strom, der aus
denselben Energieträgern erzeugt worden sei, aus den Nachbarländern
importiert würde."
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.05.2008
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