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Freitag, 5. März 2021

Inzidenz von 50 oder Corona-Politik im Blindflug

 Inzidenz von 50 oder Corona-Politik im Blindflug

Maßnahmen ergreifen, zwei Wochen abwarten bis eine Wirkung erkennbar ist, mehr vom selben und nachschärfen –so funktionierte die Corona-Politik bislang.

Doch seit Wochen regiert die Bundesregierung im Blindflug! Es wirkt, als würde sie mit einer Schrotflinke ins Dunkel schießen, in der Hoffnung, dass irgendwelche Kugeln vielleicht treffen könnten.

Einen Tag, bevor das Bundeskanzleramt eine Verlängerung und Vertiefung der Corona-Maßnahmen durchsetzen wollte, wusste weder die Bundesregierung noch die Bevölkerung, wie es um die Pandemie in Deutschland wirklich steht. Die gemeldeten 7141 Neuinfektionen – unvollständig und zu niedrig.

Seit Mai ist die 7-Tage-Inzidenz von 50 der festzementierte Zielwert der Bundesregierung. Es heißt, dass die Gesundheitsämter nur bis zu dieser Obergrenze die Kontakte von Corona-Infizierten nachverfolgen und das Infektionsgeschehen so unter Kontrolle halten könnten. Diesen gilt es möglichst deutlich zu unterschreiten, koste es was es wolle. Dabei kann es aber nicht um die Funktionsfähigkeit von Gesundheitsämtern gehen. Vordergründig muss es um die physische und psychische Gesundheit, um wirtschaftliche Existenzen und um die Zukunftschancen der Kinder gehen. Unsere Verwaltung hat hier versagt.
Seit Mai ist offenbar nichts passiert, um die Obergrenze nach oben anzupassen und sicherzustellen, dass die Gesundheitsämter auch mit Inzidenzen von 80 oder 100 klarkommen, mehr Kontakte nachverfolgen können und Deutschland nicht in den Lockdown muss.

Das Versäumnis der Regierungen, die Gesundheitsämter in der größten Krise der Nachkriegszeit personell und materiell so auszustatten, dass sie den Herausforderungen gewachsen wären, zwingt 80 Mio. Menschen in einen unbefristeten Lockdown.

Das interdisziplinäre Corona-Expertengremium in NRW hat scharfe Kritik an der Umsetzung der pandemiebedingten Maßnahmen in der Verwaltung und der Nachverfolgung des Infektions-geschehens in den Gesundheitsämtern geäußert.

Wenn wie selbstverständlich von allen privaten Akteuren größte Anpassungsleistungen erwartet würden, dieses aber beim öffentlichen Verwaltungshandeln verdrängt und nicht nachgebessert würde, sei das der Gesellschaft nicht länger vermittelbar. Seit Jahren offenbare der Rückstand der öffentlichen Verwaltung in der Digitalisierung sich jetzt in eklatanter Weise.

Erst jetzt, ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie, werden die Regierungen wach. Nach Punkt 13 der Beschlussvorlage der Bundesregierung vom 19.01.2021 sollen bis Ende Februar alle Gesundheitsämter eine Software für die „bessere“ Nachverfolgung der Corona-Kontakte installieren und sukzessive implementieren.

Der Leiter des Gesundheitsamtes Dortmund hat gegenüber Georg Mascolo von RTL geäußert, dass er mit einer vernünftigen digitalen Ausstattung 80, 100 ja sogar 250 Inzidenzen problemlos nachverfolgen könnte.  

Nur mal so: Hätte es das vor einem Jahr gegeben oder vor 6 Monaten, hätten wir vielleicht gar keinen Lockdown gebraucht, zumal es bei allen Einschränkungen immer darum geht, die willkürlich festgesetzte Inzidenzzahl von 50 zu unterschreiten. Kollateralschäden spielen dabei nur eine Nebenrolle… Wahnsinn!

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