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Dienstag, 13. Oktober 2020

Kommt der nächste Lockdown? Irgendetwas läuft da schief

Kommentar

Kommt der nächste Lockdown? Irgendetwas läuft da schief

Einen zweiten Corona-Lockdown wollen vorgeblich alle verhindern, und doch steuern Politik und Gesellschaft scheinbar unaufhaltsam auf ihn hin. Was soll das?

von Burkhard Ewert, NOZ, 06. Oktober 2020, 16:11 Uhr

Irgendetwas läuft da schief. Der Corona-Lockdown des Frühjahrs war schließlich nicht damit begründet worden, dass hier ein tatsächlich furchtbares Virus wütete, sondern ein theoretisch furchtbares. Es handelte sich um einen neuen Erreger, der schwierig einzuschätzen sei. Deshalb wurde, anders als bei vorherigen Pandemien, das Leben in beispielloser Weise heruntergefahren.

Außerdem wurden Wirtschaft und Gesellschaft nicht deshalb gedrosselt, um Ansteckungen im Grundsatz zu verhindern. Schon als der Virologe Christian Drosten noch nicht berühmt war, wies er darauf hin, dass sich die deutliche Mehrheit der Deutschen mit dem Virus infizieren werde. Ziel könne nur sein, den Prozess zu verlangsamen, um das Gesundheitssystem nicht durch zu viele Kranke zugleich zu belasten.

Alles vergessen? Denn inzwischen weiß man ja mehr. Erstens ist das Virus nicht so gefährlich, wie zwischenzeitlich befürchtet worden war. (Was übrigens wird geschehen, falls ein wirklich schlimmes kommt?) Zweitens sind die Zahlen von Infizierten so lange bedingt relevant, wie aus diesen keine Patienten werden. Drittens lässt sich aus den Erfahrungen des Frühjahres festhalten, dass auch nach Ansicht von Gerichten, Medizinern und anderer Disziplinen zahlreiche Einschränkungen unverhältnismäßig und vielleicht kontraproduktiv waren.

Wieso also hat dieses Land nicht den Mut, gezielt und gedrosselt vorzugehen? Selbst Drosten dringt ja nicht damit durch, dass eine Abklingzeit von wenigen Tagen genügen würde. Noch immer werden Cluster für 14 Tage nach Hause geschickt. Selbst Gesundheitsminister glaubten bis vor kurzem, dass ständiges Desinfizieren der Hände wichtig wäre. Es ist bewiesen, dass es bei Covid-19 keine Rolle spielt. Und noch immer reden manche von Schwedens Irrweg, obwohl es keine schlechtere Bilanz vorweist als viele andere Länder.

Es darf daher nicht länger jener als besonders vorausschauend gelten, der möglichst viel verbietet. Auf flexibles und sachgerechtes Drosseln von Risiken kommt es an, nicht auf Aktionismus. Verantwortungsvolle Politik sollte sich nicht durch Ängste treiben lassen. Schon gar nicht sollte sie selbst der Treiber sein.

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