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Sonntag, 11. April 2021

Als Trump für Milliarden Impfstoff einkaufte, schlief Europa den Schlaf der Gerechten

 Als Trump für Milliarden Impfstoff einkaufte, schlief Europa den Schlaf der Gerechten

von Gabor Steingart – Focus-Online

Wer verstehen will, warum in den USA 23,54 Millionen Menschen geimpft sind und in Deutschland nur 1,99 Millionen Menschen, muss sich mit den Ambitionen der Staaten und der Geschwindigkeit ihrer jeweiligen Impfprogramme befassen. Erst im Vergleich zwischen US-Regierung und EU-Kommission wird das Ausmaß des europäischen Versagens deutlich.

Zunächst setzte Trump den Vier-Sterne-General Gustave F. Perna als Chief Operating Officer des Programms ein, während in der EU die Kinderpsychologin Stella Kyriakides aus Zypern die Impfstoffbeschaffung koordiniert

Wie alles begann:

  • Am 20.April sickert durch, dass Trump unter dem Namen „Operation Warp-Speed“ den Amerikanern bis zum Jahresende Hunderte Millionen Dosen eines Impfstoffs zur Verfügung stellen will. „Warb-Speed“ ist der fiktive Name des „Raumschiffs Enterprise“, das damit schneller als Lichtgeschwindigkeit fliegen konnte. Also Impfen in "Lichtgeschwindigkeit".
  • "Warp-Speed" kann auf ein Budget von 10, später 18 Mrd. Dollar zurückgreifen
  • Am 21. Mai schlagen die amerikanischen Aufkäufer um ersten Mal zu: Auf Verdacht und zunächst ohne Zulassung wird über die nächsten Monate bei fünf potenziellen Corona-Impfstoffherstellern, bei Moderna, AstraZeneca, Pfizer (samt dem Partner BioNTech), Johnson & Johnson sowie Merck, eingekauft.
  • Erst am 17. Juni legt die EU eine europäische Impfstoffstrategie vor. Budget oder Verträge gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht. – mit niemandem-. Die Kommission befasst sich auch nicht mit dem Kauf von Impfstoff. Sie will erst mal eine Plattform entwickeln. Um die Wirksamkeit möglicher Impfstoffe zu überwachen
  • Am 22. Juli wir der Kooperationsvertrag zwischen der US-Regierung und Pfizer/BioNTech bekanntgegeben. 600 Mio. Impfdosen für 1,95 Mrd. Dollar
  • Europa bildet von Anfang an das Schlusslicht der Aufkäufer. Der erste wirkliche Kaufvertrag mit AstraZeneca tritt am 27. August in Kraft. Am 18. September besiegelt die EU-Kommission einen zweiten Vertrag mit den Herstellern Sanofi und GlaxoSmithKline. Zulassung steht in den Sternen. Am 7. Oktober genehmigt die EU-Kommission einen dritten Vertrag mit Johnson & Johnson. Impfstoff bis heute nicht verfügbar
  • Erst am 11. November 2020 – fast vier Monate nach den USA – billigt die EU-Kommission den zwischenzeitlich ausgehandelten Liefervertrag mit BioNTech/Pfizer über bis zu 300 Millionen Impfdosen. Und am 25. November mit Moderna.

Fazit:

EU und das Impf-Debakel: Kein Raumschiff Enterprise, sondern eine Weinbergschnecke. Dabei stellt sich auch die Grundsatzfrage: Ist die EU überhaupt in der Lage, in  einem Verbund von 26 Staaten "Katastrophen mit historischem Ausmaß" besser in den Griff zu bekommen als ein Nationalstaat?

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