KoKommentar zur Miri-Abschiebung
FOCUS-Online-Reporter Göran Schattauer, Montag, 25.11.2019, 06:14
Die
Blitz-Abschiebung des Clan-Anführers Ibrahim Miri beweist: Der
Rechtsstaat ist
handlungsfähig. Doch wer von einem "großen Erfolg" spricht, verkennt die
Tatsachen. Denn im Kern ist der Fall ein Fiasko. Er zeigt, dass Politik
und Polizei die Clan-Kriminalität viel zu lange
unterschätzt haben, dass unser Abschiebesystem nicht funktioniert und
dass die Grenzkontrollen spielend leicht zu umgehen sind.
Ja, am Ende hat es geklappt. Ibrahim Miri, der gefürchtete Clan-Anführer aus Bremen, wurde
in seine Heimat Libanon abgeschoben.
Endlich!
Viel zu lange hat der Schwerkriminelle (19 Mal rechtskräftig verurteilt) unseren Staat
ausgenutzt, die Behörden an der Nase herumgeführt, die Polizei lächerlich gemacht, das Recht mit Füßen getreten.
Der Rauswurf des 46-Jährigen, der sich trickreich und mit Hilfe eines gewieften Anwalts gegen seine Abschiebung gewehrt hatte, zeigt: Der Rechtsstaat ist handlungsfähig.
Nach dem Ende der Abschiebe-Posse verbietet sich jeder
Jubel
Es war absehbar, dass Politiker sich nach der Zwangsrückführung Miris auf die Schulter
klopfen und versuchen würden, die Aktion als „großen Erfolg“ zu verkaufen, wie es Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am vergangenen Freitag getan hat.
Doch angesichts der Vorgeschichte des Falles - nach seiner längst überfälligen Abschiebung
im Sommer 2019 reiste Miri im Oktober illegal wieder ein und beantragte Asyl - verbietet sich jeglicher Jubel.
Schlimm, dass sich der Verbrecher hier breitmachen
konnte
Vielmehr
sollten sich die Verantwortlichen kritisch hinterfragen, inwieweit sie
und ihre
Gesetze erst dazu beigetragen haben, dass sich ein solcher
Verbrecher-Boss und dessen kriminelle Entourage bei uns breitmachen
konnten.
Ibrahim Miri und Konsorten sind schlimmer als eine Hydra, bei der zwei Köpfe nachwachsen,
sobald man einen abschlägt. Die Köpfe existieren längst! Hunderte, Tausende, Abertausende. In Bremen und Berlin, in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen. Dort sind kriminelle Clans besonders stark
verankert und narren den Staat, wo sie nur können - und zwar seit vielen Jahren.
Ein Rechtsstaat versagt, wenn er das Unrecht gedeihen
lässt
Doch narren lässt sich nur ein Staat, der Probleme unterschätzt oder ignoriert. Der duldsam
zusieht statt energisch dazwischenzugehen. Der Unrecht gedeihen lässt statt es rigoros zu bekämpfen. Der nicht auf seine Fachleute an der Basis hört, die Risiken für unsere Gesellschaft
seismographenartig vorhersagen. >>> weiterlesen
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