behauptet die Tagesschau und das, obwohl 91 Prozent der Beschäftigten das nicht so empfinden
… nannte Gerd Bosbach sein Buch und beschrieb, wie mit Statistiken manipulativ Stimmung gemacht werden kann.
Beispiel gefällig? Vor ein paar Tagen erschien eine Studie zur „Sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz“ die von allen
Print- und Telemedien gleichlautend publiziert wurde, was nicht verwundert, weil ja alle von dpa „abschreiben“.
Um jedoch keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Jede sexuelle Belästigung ist eine zu viel! Trotzdem kann man
das Problem unterschiedlich interpretieren.
Angeführt von der Tagesschau
lautet der Tenor: In den letzten 3 Jahren IST (nicht etwa "fühlte sich") jeder 11. Beschäftigte im Job durch unangemessene Kommentare, Witze, Gesten oder Berührungen oder
andere Handlungen sexuell belästigt worden. Das sind 9 Prozent. 13 Prozent Frauen und 5 Prozent Männer.
Und dann erschien obige Grafik (Ergänzungen in weiß von mir), wonach durch sexualisierte Kommentare 62 %, durch
unerwünschte Berührungen 26 %, durch zeigen sexualisierter Bilder 14 % und durch unerwünschtes Entblößen 5 % belästigt wurden. Soweit, so schlecht.
Wenn
die Zahlen stimmen, ist daran nichts falsch. Doch jetzt kommen die
Thesen von Bosbach ins Spiel. Der manipulative
Ansatz besteht seiner Meinung nach darin, dass bei der Betrachtung
plötzlich die Bezugsgröße geändert wird, damit das Problem größer wirkt.
Plötzlich bezieht man sich nicht mehr auf „Beschäftigte“, sondern auf „Betroffene“ und verwendet die ins Auge fallende
Grafik. Bei weiterem Bezug auf „Beschäftigte“ wären die Zahlen wesentlich kleiner und damit unspektakulärer.
Wenn Tagesschau.de titelt: „Arbeitsalltag geprägt von Belästigungen“
fragt man sich, kann das so stimmen? Wenn obige Zahlen stimmen, so
suggerieren
sie dem oberflächlichen „Seher“ oder „Leser“ ein verfälschtes Bild vom
Arbeitsalltag. Wenn sich von 9 % der Beschäftigten 62 % durch anzügliche
Kommentare belästigt fühlen, sind das eben nicht 62 %,
der Beschäftigten, sondern 5,6 % (9 x 0,62). Bei Berührungen sind es
2,3 %, bei Bildern 1,3 %, durch entblößen 0,5 %. Und das soll den
Arbeitsalltag prägen?
Positiv argumentiert werden z.B. 91 % der Beschäftigten am Arbeitsplatz nicht
sexuell belästigt. Davon 94,4 % weder durch anzügliche Kommentare
noch 97,7 % durch Berührungen oder 98,7 % durch anzügliche Bilder sowie
99,5 % durch entblößen. Aber das passt natürlich nicht ins Bild in
Zeiten von „Me Too“
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