12 versäumte Jahre
Hamed Abdel-Samad schreibt an Frau
Merkel
Mo, 11. Juni 2018
In einem offenen Brief
richtet Hamed Abdel-Samad eindringliche Worte an Angela Merkel. Auf
Tychis Einblick sind sie dokumentiert. Ich veröffentliche
sie hier:
Zwölf Jahre nach ihrer Festellung des Scheiterns von Multikulti nach keinem neuen Konzept
zu suchen, geschweige eines zu finden und zu verwirklichen, hält der engagierte Islam-Kenner Angela Merkel vor. Hamed Abdel-Samad schreibt heute bei Facebook:
„Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
Sie
wollen nach dem Mord von Susanna die Integration mehr ernst nehmen,
sagten Sie
gestern bei Anne Will. Erstens, Sie hätten die Integration mehr ernst
nehmen müssen als Sie vor vielen Jahren Multikulti für gescheitert
erklärt haben. Denn wenn ein Projekt scheitert braucht man ein
neues Projekt oder zumindest ein neues Konzept. Beides haben Sie nach 12
Jahre Regierung nicht zustande gebracht.
Zweitens,
hat der Mord von Susanna nichts mit mangelnder Integration zu tun, denn
der
Täter hätte von Anfang an keinen Anspruch gehabt, Deutschland zu
betreten, und hätte nach der Ablehnung seines Antrags das Land verlassen
müssen. Das gilt auch für den Fall Anis Amri und für viele
der Täter der Silvesternacht in Köln und viele andere frühere und
zukünftige Täter, die immer noch unter uns leben.
Es
ist Zeit, dass Sie handeln, Frau Merkel. Floskel, wie „Wir schaffen
das“ oder „Wir
müssen genauer hinschauen“ reichen nicht mehr aus. Die Grenzöffnung war
Ihre Entscheidung, die Sie weder mit dem Parlament noch mit den Bürgern
dieses Landes noch mit den europäischen Partnern
ausgehandelt haben. Man kann verstehen, dass Sie damals unter Zeitdruck
standen oder emotional ergriffen waren von den Bildern aus Ungarn. Aber
Sie wurden nicht gewählt, um das Leid der Welt zu
lindern, sondern um Schaden von Deutschland abzuwenden und um seinen
Nutzen zu mehren. Erklären Sie uns, wie sie dies mit der Grenzöffnung
geleistet haben!
Sie
haben die Gefahren unterschätzt, die mit dieser Entscheidung verbunden
waren. Die
Gegner dieser Entscheidung haben Sie mit dem Satz erpresst „Das wäre
nicht mein Land“. Drei Jahre sind vergangen seit Beginn der Krise, auch
viel Zeit seit die Ereignisse von Köln und dem Anschlag
von Berlin, und es liegen immer noch keine Konzepte vor, wie Ihre
Regierung mit diesen Phänomenen umgehen kann. Sie haben sowohl die
Flüchtlinge als auch die Aufnahmefähigkeit Ihrer eigenen
Bevölkerung unterschätzt. Sie haben sich auf die Einschätzung von
Beratern und Studien verlassen, die die Lage nur kleinreden oder
beschönigen und haben sich nie mit den Kritiker Ihrer
Flüchtlingspolitik ernsthaft auseinandergesetzt. Sie und Ihre Berater
sahen sich als die Guten und der Rest war Dunkeldeutschland. Einer Dame,
die Ihnen von Ihrer Angst vor den Entwicklungen
erzählte, sagten Sie, sie solle häufiger in die Kirche gehen und mehr
Weihnachtslieder singen. Ist das alles, was ein Bürger von seiner
Kanzlerin in Zeiten der Unsicherheit hören
will?
Wir
erwarten von Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, klare Konzepte, damit sich
das Leid von
den Opfern von Berlin, Kandel, Freiburg, Wiesbaden und anderswo nicht
noch einmal wiederholt. Wenn Sie diese Konzepte nicht haben, dann zeigen
Sie Größe und übergeben Sie die Verantwortung an
jemandem der es kann! Sie waren und sind nicht alternativlos!“
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