„Wie
ist es möglich, dass Menschen, die sich einst voller Idealismus für
freiheitliche und liberale Werte eingesetzt haben, irgendwann für das
genaue Gegenteil dessen kämpfen, woran sie einmal geglaubt haben? Und
welche psychologischen und gesellschaftspolitischen
Strukturmechanismen sind notwendig, damit die Aktivisten diese
Veränderung nicht einmal bemerken? „
Fragt Christian Erkelenz in seinen Beiträgen „Vom Offenbarungseid der Zivilgesellschaft“ und „Eine bösartige Parodie der
liberalen Demokratie“ Wobei die Anhänge an die Artikel interessant sind.
Auszug:
„Der politische Diskurs mit den Rändern
war in Westdeutschland über Jahrzehnte selbstverständlich. Wo er nicht
selbstverständlich war, da wurde er leidenschaftlich erstritten.
Wenig ist davon geblieben. Wenn man lesen muss, welch
hasserfüllten Angriffen
selbst das
einfache Personal des Maritim Hotels Köln in den letzten Wochen
ausgesetzt war, nur weil man die AfD dort bewirten wollte, so muss man
resigniert feststellen: Wir sind nicht mehr das meinungsoffene
und diskursfreudige Land, in dem wir (als Westdeutsche) einst
aufgewachsen sind. Das Land, in dem jeder sagen konnte, was er dachte
und denken konnte, was er sagte, scheint
verloren.
Egal,
wie man es dreht und wendet oder wie man zur AfD steht: Die
implizite und explizite Forderung der Partei die Räumlichkeiten zu
kündigen, war nichts anderes als ein offener Angriff gegen
verfassungsrechtlich garantierte Bürgerrechte.
...Leider waren aus dem Schloss Bellevue keinerlei mahnende Worte zu
hören. Auch dann nicht, als sich massive Gewalt ankündigte, Teile von Köln zur Flugverbotszone erklärt wurden und das Personal des Maritim Hotels aufgrund der Bedrohungslage im eigenen Hotel übernachten
durfte. Selbst die nicht gewaltbereiten Aktivisten, wie die Kampagne „Solidarität statt Hetze“, zu der mehr als 60 Organisationen, Parteien und Bündnisse gehörten, postulierten stolz und
selbstbewusst, den Parteitag mit Blockaden verhindern zu wollen. Mit großer menschlicher und logistischer Energie wurde dieses Vorhaben nicht nur minutiös organisiert , sondern auch im Vorfeld trainiert. Insgesamt sollen sich etwa 3.000 Personen an Blockadeaktionen beteiligt haben.
Eine
berechtigte Frage: Wie laut würde es wohl in Deutschland, würde ein
Parteitag der GRÜNEN (und das Hotel, in dem dieser stattfinden soll) von
tausenden gewaltbereiten Rechtsextremisten gemeinsam mit Kirchen,
Gewerkschaften, Politikern und Zivilvereinen derartig
bedrängt und bedroht? Wenn die Bürgermeisterin elementare Grundrechte zur Provokation erklären und sich die amtierende Minister- präsidentin mit Parolen tragenden
Kindern ablichten ließe? Ja, wenn sich selbst die christlichen Kirchen unter eindeutigen Slogans in diese Phalanx
einreihten?
Das
es schließlich nicht so schlimm kam, wie von vielen Extremisten
angekündigt, dürfte in erster Linie auf die exzellente Polizeiarbeit
zurückzuführen gewesen sein. Die schiere Masse von 4.000 militärisch
anmutenden Polizisten hatte Köln in eine Festung
verwandelt.“
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